Regiotec-Gruppe begleitet die Digitalisierung in der Bildung und im Kfz-Handel
Die Digitalisierung der Schulen hat während des Homeschoolings in der Coronakrise eine neue Dynamik erfahren. Daran arbeitet auch ein junges Systemhaus aus dieser Region mit. Die Regiotec-Gruppe aus Schutterwald hat Softwarelösungen für Schulmensen und Stundenpläne entwickelt, und sie betreut Schulen auf dem kompletten Weg zum digitalen Unterricht – vom Glasfaserkabel bis zum Datenschutz.
Schutterwald. Der staatliche Geldbeutel saß angesichts der Pandemie locker: Der Bund hat den Digitalpakt Schule um ein Sofortprogramm ergänzt und Millionenbeträge für die Ausstattung der Schulen mit mobilen Endgeräten freigegeben. „Es gibt gerade eine regelrechte Tablet-Schwemme“, sagt Hendrik Hagenow-Paul, Geschäftsführer der Regiotec Education GmbH. Doch Geld allein macht noch keine Digitalisierung. Die Schulen müssen die vielen neuen Geräte zunächst anschaffen sowie einrichten. Und mehr mobile Endgeräte sorgen nicht allein für besseren digitalen Unterricht. „Was fehlt, ist die Dienstleistung“, betont Hagenow-Paul. Diese will er mit Regiotec Education Schulen und Lehrern bieten, denn er hat viel Erfahrung mit der Entwicklung, dem Aufbau und der Betreuung von Schulnetzwerken.
Regiotec Education zählt zu der jungen Schutterwälder Regiotec-Gruppe, die eine kurze, aber bewegte Historie hat. Unternehmensgründer Norbert Borutta, der zuvor bei Leitwerk und Bechtle gearbeitet hatte, startete 2010 zunächst als Einzelunternehmer und gründete 2011 die Regiotec GmbH. Sie wuchs rasch, sowohl organisch als auch durch Zukäufe anderer IT-Firmen. So kamen der zweite Geschäftsführer David Reinbold ins Team und das Thema Schulen ins Portfolio. Denn Reinbolds Firma Dareco war ebenso auf Schulnetzwerke spezialisiert wie die wenig später übernommene Firma Jansen. Parallel entstand ein weiterer Schwerpunkt im Bereich Autohäuser: 2017 hat Regiotec die auf IT für VW-Händler spezialisierte Firma Datanex übernommen und im vergangenen Dezember den IT-Autospezialisten H-Tec. Die Ende 2019 gegründete Karlsruher Regiotec-Tochter betreut inzwischen mehr als 100 Autohändler in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland, Tendenz steigend. Zudem bietet Regiotec Softwareprodukte und -dienstleistungen für Kunden aus Gastronomie, Industrie sowie Handel. Und die Onlinemarketing-Agentur Regiotec Digital GmbH macht Webdesign und -programmierung. Das Geschäft entwickelt sich insgesamt dynamisch: Der Umsatz stieg im Geschäftsjahr 2019/20 (bis 31. Mai) um 17 Prozent auf rund drei Millionen Euro, und die Zahl der Mitarbeiter um 6 auf aktuell 36. Für das laufende Geschäftsjahr 2020/21 rechnen die Geschäftsführer Borutta und Reinbold mit einer „durchweg positiven Entwicklung“.
Dazu soll auch die Regiotec Education GmbH beitragen. Sie war seit Längerem geplant, um den wachsenden Anforderungen der Schulen gerecht zu werden. Die Erfahrungen mit dem Homeschooling der vergangenen Monate haben nun nicht nur der Digitalisierung der Bildungseinrichtungen zusätzliche Dynamik gegeben, sondern auch der Entwicklung bei Regiotec.
Zum 1. Juni wurde deshalb die neue Gesellschaft gegründet, deren Geschäftsführung Hendrik Hagenow-Paul übernommen hat. Mit dem Informatiker und Inhaber von Zelos IT-Consulting arbeitet Regiotec schon geraume Zeit zusammen. Hagenow-Paul betreut seit 15 Jahren Schulen. Er spricht die Sprache der Lehrkräfte und kennt ihre Wünsche. „Lehrer wollen die Geräte einschalten, und dann müssen sie direkt funktionieren.“ Wenn das Laptop fünf Minuten hochfährt, geht Unterrichtszeit verloren. Die Hardware muss robuster und langlebiger sein, denn Schulen kaufen seltener als Unternehmen neue Geräte. Und es braucht Systeme, die den Anforderungen der Bildungspolitik vor allem in Sachen Datenschutz genügen. Dabei sehen sich die Schulen derzeit einem Wildwuchs an Angeboten gegenüber, die sie evaluieren und prüfen müssen. Manche Lehrer tun sich mit neuen Technologien schwer. „Die muss man abholen“, sagt Hagenow-Paul. Er und seine Mitarbeiter gehen selbst in die Schulen und schulen die Lehrkräfte. Sie setzen sich mit in Konferenzen und begleiten den ganzen Weg zur Digitalisierung, manchmal schon beim Um- oder Neubau, wenn es um Position und Anzahl von Steck- und Netzwerkdosen oder den Breitbandanschluss geht. „So ganzheitlich sind wenige andere Systemhäuser unterwegs“, wirbt Hagenow-Paul.
Bislang betreut Regiotec Education 16 Schulen in der Ortenau und eine in Freiburg. Die Zahl könnte bald deutlich steigen, denn das Unternehmen verhandelt gerade mit der Bildungsregion Ortenau, die sich eine ähnliche IT-Landschaft an allen 140 Ortenauer Schulen wünscht. Und Regiotec Education ist der regionale Partner eines Bündnisses für die Digitalisierung an Schulen mit dem Hardware-Distributor Also (Hauptsitz: Emmen, Schweiz) sowie dem Lernsoftware-Entwickler IQES (Winterthur). Die Kooperation wurde erst vor Kurzem unterschrieben, Norbert Borutta erwartet sich davon ein „sehr starkes Wachstum“. Der Umsatz mit Schulen werde um das Drei- bis Vierfache steigen. Zumal auch die Softwareprodukte, die die Regiotec-Gruppe entwickelt hat, gerade erst auf den Markt kommen. Der Mensaplaner koordiniert die Essensbestellung zwischen Schulen, Eltern und Caterern. Der Deputatsplaner funktioniert wie eine digitale Stecktafel. Weitere Produkte, die aus der Zusammenarbeit mit Schulen entstehen, könnten folgen. Gleiches gilt für das Geschäftsfeld Autohäuser, wo man branchenspezifsche Apps entwickelt, die zur Standardsoftware passen.
Mit diesen Produkten und Dienstleistungen hat Regiotec Nischen gefunden, die für große Softwareanbieter wenig interessant sind, weil sie mit viel individueller Betreuung einhergehen. Für die lokale Präsenz betreibt die Gruppe neben dem Hauptsitz in Schutterwald Büros in Karlsruhe, Freiburg und Lahr. Überall suchen sie Mitarbeiter, alle Standorte sollen wachsen und weitere – auch deutschlandweit – hinzukommen. Nach der Vorstellung von Norbert Borutta könnte die Regiotec-Gruppe binnen zehn Jahren rund 100 Mitarbeiter an sechs bis acht Niederlassungen beschäftigen.